Kategorie: Kultur/Tourismus
Fragestellung
Wie kann eine webbasierte digitale “Leipziger Bücherspur“ aussehen, die Vor-Ort-Erlebnisse schafft, Erzählungen über die Buchstadt Leipzig bietet sowie die aktuelle Buch-Szene sichtbar macht?
Beschreibung der Challenge
Auch wenn die Leipziger Buchmesse und das Lesefest „Leipzig liest“ kulturelle Höhepunkte in Europas Buchkalender sind und in jedem Frühjahr zigtausend Besucher/-innen nach Leipzig locken, ist die Geschichte und Gegenwart der Buchstadt Leipzig als kulturelle Landschaft bisher wenig im breiten Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert.
Über fünf Jahrhunderte hinweg war die Stadt Zentrum des deutschen Buchdrucks und Buchhandels; spätestens im 19. Jahrhundert hatte sich die Stadt zu einem zentralen „Buchplatz“ entwickelt. Das besondere Geflecht von Produktion, Handel und Vertrieb, flankiert von Ausbildungsstätten, Interessenvertretungen und Leistungsschauen gab es so kein zweites Mal auf der Welt. Die Gründung des „Börsenvereins der Deutschen Buchhändler“ (1825), der „Deutschen Bücherei“ (1912), die Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik, kurz „Bugra“ (1914) – das alles sind Glanzpunkte der Buchstadt Leipzig im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Mit dem 1. Weltkrieg jedoch begannen die dramatischen Verwerfungen für die Buchhandelsmetropole Leipzig: die Wirtschaftskrisen der Weimarer Republik, die fast vollständige Zerstörung der Buchstadt Leipzig in der Bombennacht vom 4. Dezember 1943, der Exodus der Verlage in der frühen DDR und ab 1990 der dramatische wirtschaftliche Einbruch und der Abschied vieler Verlage auf Raten: Angesichts dieses Niedergangs fällt es heute schwer, sich einen positiven Begriff von der Buch- und Lesestadt Leipzig zu machen.
Und dennoch, Leipzig ist heute ein Ort vieler Klein- und Kleinstverlage. Eine lebendige Gründerszene produziert innovative Titel, die weithin wahrgenommen und vor allem im Ausland mit der Buchstadt Leipzig identifiziert werden. Als Beispiel sei der vielfach international ausgezeichnete Verlag „Spector Books“ genannt. Zugleich ist die Stadt Heimat für eine breit gefächerte Buchhandelslandschaft sowie für Druckereien und Dienstleister des grafischen Gewerbes von anerkannt hohem Ruf. Auch das Leipziger Bibliotheksnetz ist hervorragend – in kaum einer anderen Stadt existiert von thematischen Spezialbibliotheken über Stadt- und Universitätsbibliotheken bis hin zur Deutschen Nationalbibliothek eine so vielfältige Bibliothekslandschaft. Die Stadt Leipzig hat außerdem heute als herausragender Ausbildungsort rund ums Buch Profil gewonnen. Von der Buchhändler-Lehranstalt (Gutenbergschule), der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, dem Deutschen Literaturinstitut bis zur Hochschule für Grafik und Buchkunst – die Dichte ist einmalig.
Eine digitale „Leipziger Bücherspur“ soll über eine interaktive User-Experience Zugänge zur Vergangenheit und Gegenwart der Buchstadt Leipzig schaffen. Bei der Entwicklung der Anwendung ist zu berücksichtigen, dass viele Buch-Orte kein authentisches Vor-Ort-Erlebnis ermöglichen, da diese entweder zerstört sind oder zu einer fluiden Gründerszene gehören, die nicht immer an zentralen öffentlichen Orten zu Hause ist, sondern in privaten Räumen oder Peripherien der Stadt beheimatet ist. Die Herausforderung besteht darin, auch diese Akteure sichtbar und je nach Datenlage entsprechende Angebote erlebbar zu machen. Eine weitere Herausforderung ist die Frage, wie Besucher/-innen auf die digitale Bücherspur aufmerksam werden. Welche sichtbaren Ankerpunkte gibt es in der realen Umgebung, die dann Verknüpfungen in den digitalen Raum bieten?
Vision / erwartetes Ergebnis
Die Stadt Leipzig sucht über diese Challenge eine Idee für die Umsetzung einer digitalen webbasierten Anwendung, die für die Öffentlichkeit leicht zugänglich ist. Die Zielgruppe ist eine breite Öffentlichkeit sowie Touristen.
Weiterhin sollen aktuelle Akteure der Leipziger Buchszene angesprochen werden.
Die digitale Anwendung soll den Content der potentiellen Buch-Orte per Text, Bild oder Audio-Erlebnis vorstellen. Das Storytelling soll dem Buch-affinen Zielpublikum Rechnung tragen und soll sich deshalb im weitesten Sinne an literarischen Erzählformen orientieren. Reale und virtuelle Spaziergänge erlauben einen erlebten Wissenstransfer ganz im Sinne eines modernen Storytellings. Da sich die digitale Anwendung inhaltlich in einem stark von Gestaltern geprägten Feld bewegt, muss diese visuell sehr zeitgemäß erscheinen.
Die digitale Anwendung soll mit einer Kartenfunktion eine User-Experience schaffen, über die individuelle Routen nach bestimmten Kriterien (thematisch, geografisch etc.) gefiltert und angezeigt werden können. Die Anwendung soll zur Auswahl freistellen, ob eine Route tatsächlich abgelaufen werden kann oder ob Informationen über die Orte vielmehr digital rezipiert werden (da möglicherweise die Strecken zwischen den Orten zu groß sind, um diese zu Fuß anzusteuern).
Da die potentiellen Buch-Orte in der Stadt Leipzig sehr zahlreich sind, über das unmittelbare Zentrum hinaus in viele Stadtteile reichen, muss die digitale Anwendung so beschaffen sein, dass diese zunächst mit ausgewählten Orten beginnt, die anschließend sukzessive erweitert werden. Entsprechend dieses Vorgehens gibt es bereits im Rahmen einer Konzeption gebildete Cluster, die als Anhang (vertraulich) zur Verfügung stehen.
Die digitale Anwendung soll in einer weiteren Phase über einen Selbsteintrag verfügen, über den sich Akteure der Buchszene selbständig als „Point of Interest“ benennen können, wobei im Hintergrund Fachmitarbeiter der Stadt Leipzig über die Aufnahme auf die Plattform entscheiden.
Die Stadt Leipzig befindet sich aktuell im Aufbau einer digitalen „Plattform Erinnerungskultur“ basierend auf dem Museums- und Sammlungsmanagementsystem BeeCollect (https://www.solvatec.com/index4b61.html) und dem Digital Asset Management System Cumulus ab 2024 NetX der städtischen Museen (https://www.cds-gromke.com/digital-asset-management-2/netx-digital-asset-management/). Eine Besonderheit besteht darin, dass die „digitale Bücherspur“ in diesem technischen Umfeld entstehen soll oder entsprechende Schnittstellen bereithalten soll.
Grundlage der „digitalen Bücherspur“, ist weiterhin die bereits existierende Geodateninfrastruktur -Plattform (GDI) (https://www.leipzig.de/bauen-und-wohnen/bauen/geodaten-und-karten). Darüber hinaus wird auf Basis dieser Datenstruktur vom Referat für Digitale Stadt Leipzig eine urbane Datenplattform qualifiziert. Das hierbei verwendete Partizipationssystem mit einem Storytelling-Dienst kann als technische Grundlage für die digitale Anwendung genutzt werden (https://dipas.org/).
Bei der Entwicklung der Anwendung ist außerdem zu berücksichtigen, dass die Tourismus und Marketing Gesellschaft Sachsen mbH (TMGS) derzeit eine zentrale Tourismusdatenbank als Open Data Plattform (https://open.destination.one/) führt und füllt. Die Anwendung sollte zum Datenabruf mit der Plattform gekoppelt werden können.
Die Anwendung soll browserbasiert und in Echtzeit weltweit interessierten User/-innen zur Verfügung gestellt werden.
Sollten im Rahmen der Challenge andere Umsetzungsvorschläge überzeugen, besteht hier eine große Offenheit seitens des Challenge-Gebers.
Ansprechpartner
Karin Rolle-Bechler
Fachreferentin
Referat Strategische Kulturpolitik
Tel.: 0341 12234207
E-Mail: karin.rolle@leipzig.de
Jakob Freese
Koordinator eCulture
Referat Strategische Kulturpolitik
Tel.: 0341 1234213
E-Mail: jakob.freese@leipzig.de
Weiterführende Informationen
Bereits existierende Beispiele:
Buchstadt 1913
https://s-leipzig.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=d2a4ac9b64fa4c85944710b947122a75
Studentisches Projekt „BuWision“
Recherche Buchstadt 2023
Anlage: Gutachten zur „Entwicklung einer Leipziger Bücherspur“ (vertraulich)
- Bitte senden Sie eine Anfrage per E-Mail an smartcitychallenge@leipzig.de, wenn Sie das Gutachten erhalten möchten.
Bewerbungsfrist bis 15.03.2024 ist abgelaufen.
Vielen Dank für Ihr Interesse an der Smart City Challenge Leipzig 2024.