Digitale Plattform für Leipziger Museen

Kategorie: Kultur und Marketing

Fragestellung

Wie könnte das Konzept einer digitalen Plattform für Leipziger Museen aussehen, die unterschiedliche digitale Kanäle, Inhalte und Erzeugnisse nutzt und gezielt miteinander verknüpft?

Beschreibung der Challenge

Seit Jahren setzen sich sowohl das Stadtgeschichtliche Museum als auch das Naturkundemuseum Leipzig mit der Fragestellung auseinander, wie sie den digitalen Wandel zukünftig nicht nur positiv bewältigen, sondern digitale Strategien qualifizieren und weiter ausbauen können. Dabei soll nicht nur ein Mehrwert für die Museen an sich entstehen, sondern auch für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt sowie für die Gesellschaft als Ganzes.

Digitaler Wandel – das ist sehr viel mehr, als nur das Überführen analoger Formate in ein digitales Äquivalent. Für uns ist es der Anspruch, aus den unendlichen dynamischen Datenpaketen neue Qualitäten des Informationsaustausches zu generieren:

Wir Museen möchten Strukturen schaffen, die unterschiedliche digitale Kanäle, Inhalte und Erzeugnisse nicht einfach nur nebeneinander existieren lassen, sondern diese gezielt strategisch aufeinander abstimmen. Es sollen bestehende Angebote inhaltlich ausgebaut und neue Zugänge innerhalb der Vermittlungs-, Sammlungs- und Ausstellungsaktivitäten geschaffen werden. Ebenso soll der Nutzerkreis erweitert werden, sodass die digitalen Formate sich nicht nur an das Museumspublikum und Wissenschaftler/-innen wenden, sondern auch an eine breitere Öffentlichkeit.

Vision / erwartetes Ergebnis

Zielsetzung und Fragestellung:
Die Projektpartner/-innen stellen sich, auf Grundlage der Charakteristik klassischer Netzwerke, eine digitale Plattform vor, die es vermag, Informationen innovativ zu bündeln und einer großen Anzahl von Nutzer/-innen individuell bereitzustellen. Durch das effiziente Verknüpfen vieler Individuen entsteht das große Potenzial, ein kollektives Gedächtnis zu kreieren, in welches man eintauchen kann, miteinander interagiert und so einen spielerisch leichten Wissenstransfer erlebt.

Kernelement der Anwendung werden umfassend digital, z.T. dreidimensional erfasste Sammlungen und Objekte sowie damit verbundene Inhalte wie auch Dokumente sein, welche in ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht gebracht werden. Es entsteht somit ein netzwerkartiges Archiv der Dinge und des Wissens in einem synthetischen Raum, der virtuell begehbar ist. Die Besucher/-innen sollen mit starken visuellen Elementen überzeugt und zur Partizipation eingeladen werden. Diese neuartige museale Plattform erlaubt die Erstellung außergewöhnlicher virtueller Ausstellungen, mit überraschenden interdisziplinäre Ansätzen und dynamischer, interaktiver Anpassung an die Bedürfnisse der einzelnen Benutzer/-innen. Objekte und Tatsachen, die in den physischen Sammlungen einst künstlich separiert wurden, werden wieder Teil eines großen Ganzen. So können im digitalen Museum Kontexte visualisiert werden, die analog unmöglich hergestellt werden können.

Mit dieser Idee verfolgen die beteiligten Museen somit einen neuartigen Ansatz des Wissenstransfers, der Vermittlung, der Objekt- und Wissenspräsentation, des vernetzenden Forschens, der Citizen Science sowie des Sammelns und des Dokumentierens. Die zu schaffende Struktur soll intelligent Informationen verarbeiten können und mittels eines innovativen Steuerungselements dafür sorgen, dass trotz permanent steigender Datenvolumina ein spielerisch einfacher, intuitiver Zugriff gewährleistet ist.

Mit der Umsetzung dieser Plattform wird kurzfristig insbesondere die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Museen sowie kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Leipzig gestärkt und auf ein Level gehoben, welches analog unmöglich zu erreichen wäre. Neben der erleichterten Verknüpfung heterogener Sammlungsbestände ist eine vereinfachte gemeinsame Forschung sowie das Bereitstellen neuer Erkenntnisse in Echtzeit denkbar. Langfristig soll die Erfassung privater Sammlung angebunden werden, sodass über die Plattform die darin enthaltenen Objekte der wissenschaftlichen Welt sowie sonstigen interessierten User/-innen unkompliziert zugänglich gemacht werden können.

Nach Vorbild moderner Anwendungen der Gaming-Industrie sehen wir unsere Aufgabe darin, neue Ebenen der Visualisierung, Vermittlung, Interaktion sowie Partizipation in Bezug auf die museale Arbeit zu schaffen. Gleichzeitig sehen wir uns mit unserem Konzept als Akteur/-innen der Qualitätssicherung öffentlich zugänglichen Wissens mittels authentischer Exponate in Form der klassischen Belegexemplare (Holotypus, Paratypus, Lectotypus etc.) sowie der in ihnen eingebundenen Informationen. Darüber hinaus wird durch die Etablierung und gegenseitige Bereitstellung authentischer digitaler Belege, sogenannter „digital Vouchers“, ein interaktiver Marktplatz verifizierten Wissens geschaffen, der es erstmalig ermöglicht auch private Sammlungen der wissenschaftlichen Bearbeitung zuzuführen ohne sie institutionell zu vereinnahmen. Der verifizierte digitale Beleg gewährt den potentiellen Zugriff auf Informationen die normalerweise im Verborgenen, da nicht publizierfähig sind und erweitert damit die Bandbreite und Tiefe des verfügbaren Wissens.

Anwendungen und Formate:
Die zu erstellende Plattform generiert virtuelle, synthetische Räume, welche entsprechend des Zuwachses neuen Contents organisch mitwachsen. Das innovative Interfacedesign führt die Benutzer/-innen intuitiv durch die Anwendung und bietet ein visuelles Erlebnis. Daraus resultierend eröffnen sich umfangreiche neuartige Möglichkeiten hinsichtlich des Präsentierens und Dokumentierens wie auch des gezielten Kuratierens und gemeinschaftlichen Beforschens von Objekten unterschiedlicher Institutionen oder Sammler/-innen, unabhängig vom physischen Aufbewahrungsort. Die Vereinfachung einer Zusammenführung der Digitalisate vieler Kooperationspartner/-innen wird im Portal mittels einer entsprechenden Schnittstelle gewährleistet. Gleichzeitig wird das Einarbeiten umfangreicher Metadaten dafür sorgen, dass trotz großer Datenmengen sinnvolle Kontexte zwischen den Informationen erzeugt werden können. Die Qualitätskontrolle und -sicherung erfolgt durch die Anwendung international etablierter Standards der Verarbeitung von Sammlungsdaten (Darwin Core, Europeana Semantic Elements, …) und durch die Verifizierung eingepflegter Datensätze. Langfristig bietet die zu entwickelnde Plattform die großartige Chance, ein weltweit aktives Wissensnetzwerk aufzubauen.

Aufbau der Plattform:
Um eine ansprechende wie auch sinnvolle gemeinsame Umsetzung der Aufgabenbereiche „digitales Kuratieren“ sowie der damit verbundenen Vermittlung und Kommunikation zu erzeugen, wird die zu erstellende Plattform in vier Ebenen unterteilt, welchen verschiedene Kernfunktionen, mit abweichendem inhaltlichen Tiefgang, zugewiesen sind:

1. Explorer – Kartografischer Zugang
Der „Explorer“ bildet eine Einstiegsebene zur Plattform. Mittels einer kartographischen, dreidimensionalen Umsetzung wird dem Benutzer ein spielerischer wie auch intuitiver Zugang zu den Schätzen aus den Museen eröffnet. Grundlage hierfür ist die bereits existierende Geodateninfrastruktur -Plattform (GDI), die aktuell vom Referat für Digitale Stadt Leipzig zu einer Urbanen Datenplattform qualifiziert wird. Virtuelle Spaziergänge, etwa zwischen Fundorten und zugehörigen musealen Objekten sowie das Zoomen in die entsprechenden Bedeutungsebenen und Details, erlauben einen erlebten Wissenstransfer ganz im Sinne eines modernen Storytellings.

In Hinblick auf die Zusammenarbeit von Naturkunde- und Stadtgeschichtlichem Museum können so insbesondere Formate umgesetzt werden, die die Entwicklung und Historie des Stadtraums, etwa am Beispiel „Matthäikirchhof“ – dem historischen Ausgangspunkt der Stadtwerdung, vom Präkambrium bis hin zum heutigen Stadtbild, durch die Verknüpfung ihrer Musealien aufarbeiten. Die Benutzer/-innen können sich beispielsweise durch verschiedene Zeitebenen bewegen und so die Veränderung der Landschaft sowie bauliche Transformationen im Stadtbereich quasi hautnah miterleben. In dieser Anwendungsebene sollen zudem digitale Ausstellungsräume entstehen. Verschiedene Wissensebenen im Rahmen des digitalen Kuratierens werden hier geschaffen und neue, interkulturelle Ausstellungsthemen seitens verschiedener Kultureinrichtungen erstellt, aufgearbeitet und digital präsentiert. Zu analogen Ausstellungen wird hier die Möglichkeit geboten, gemeinsame Projekte zu einem spezifischen Thema von verschiedenen Museen auf einer Plattform zu organisieren und Wissen erlebbar zu machen.

Die intelligente Vernetzung vielschichtiger Inhalte, Objekte und Informationen wird anregen, immer weiter durch die synthetischen Räume zu wandeln und sich selbst neues Wissen zu erschließen. Dieser Ansatz der Gamification erlaubt es, speziell hinsichtlich der Wissensvermittlung Zielgruppen anzusprechen, welche durch analoge Museen bisher nicht erreicht werden konnten.

2. Dashboard – Zusammenhänge individuell entdecken
Das „Dashboard“ bildet einen durch die einzelnen Nutzer/-innen gestaltbaren Bereich – die ganz persönliche, virtuelle „Wissensinsel“. Hier werden zuvor ausgewählte Inhalte wie auch Objekte, sowie die zugehörigen Informationen aufgerufen und eingehend ergründet. Die abgelegten Daten können, nach verschiedensten kontextuellen Parametern dynamisch strukturiert und im dreidimensionalen Raum angeordnet, visuell dargestellt werden. Die User/-innen haben daraus resultierend die Möglichkeit, individuelle Mindmaps bzw. Wissensgeflechte aus den abgelegten Daten anzulegen. Weiterführend sollen auf dieser Ebene der Plattform Elemente des „Empfehlungsmarketing“ umgesetzt werden, sodass den User/-innen aufgrund der zuvor betrachteten Inhalte „passender“ Content vorgeschlagen wird, der von anderen Usern mit ähnlichen Interessen zuvor aufgerufen wurde. Metadaten bilden die Grundlagen für Empfehlung aus dem System heraus oder eine geführte Tour.

3. Mikroebene – Neues Wissen generieren und bündeln
Die „Mikroebene“ dient der Kommunikation der User/-innen sowie dem aktiven Informationszuwachs auf Grundlage des kollektiven Wissens. Das einzelne zwei- oder dreidimensionale Objekt wird betrachtet und kann an jeder erdenklichen Stelle durch die User/-innen mit Kommentaren versehen werden. Auf diese Weise wird ein Austausch zwischen den Akteur/-innen, ob nun Laie oder entsprechende Fachwissenschaftler/-innen, erzeugt und Information zum Objekt gebündelt. Die Community schafft somit direkt an der digitalen Musealie einen Knotenpunkt der Zusammenhänge, zumal Kontexte aus den individuellen Mindmaps anderer User/-innen aufgezeigt werden können. Die eingepflegten Informationen werden insofern moderiert, als dass wissenschaftlich geprüfte Inhalte entsprechend markiert sind. Neben den bisher genannten Projektzielen soll auch Open-Data eine maßgebliche Rolle spielen. Auf der „Mikroebene“ wird ein Down- und Uploadbereich eingerichtet. Dieser erlaubt den Bezug von 3D-Daten, etwa zum plastischen Ausdrucken eines Beleges, oder den Austausch virtueller Leihgaben und das permanente Einbinden immer neuen Contents. Der offene Zugang zu diesen Daten und die Anreicherungsmöglichkeit über die Kommentarfunktion bildet die Grundlage für Projekte im Bereich Bürgerwissenschaften.

4. Knowledge-Base – eigenes Wissensreisen speichern und teilen
Auf der „Knowledge-Base“ wird das individuell erschlossene Wissen abgelegt, archiviert und in Themen-Cluster strukturiert. Es entsteht eine Knowledge-Timeline, die erstellte Mindmaps wie auch erschlossene Wissenspfade abspeichert. Hier soll das Content Sharing durch eine Schnittstelle zu sozialen Netzwerken ermöglicht werden. So können die Benutzer/-innen mit einzelnen Objekten oder Ausstellungsthemen interagieren, indem diese beispielsweise durch die Funktion „sharen“ auf sozialen Plattformen einer größeren Zielgruppe zur Verfügung gestellt und öffentlich diskutiert werden. Gleichzeitig wird das eidetische Gedächtnis gefördert.

Das gemeinsame Portal der städtischen Museen in Leipzig soll sowohl an lokalen Medienstationen Museumsbesucher/-innen, als auch online, browserbasiert und in Echtzeit, weltweit interessierten User/-innen zur Verfügung gestellt werden. Ebenso ist das partielle Einbinden in bereits vorhandene Medienstationen und ähnlichen Angeboten der Häuser denkbar. Mit der Entwicklung des Portals werden neue Wege des Vermittelns, des Wissenstransfers, der Kommunikation und der interdisziplinären Forschung mit Partizipation der Citizen Science für viele verschiedene, sehr heterogene User/-innen eröffnet. Diese Form der Arbeit mit musealen Inhalten ermöglicht darüber hinaus das Erschließen von Zielgruppen, welche bisher durch gängige analoge Ansätze in Bildung, Vermittlung und Ausstellung nicht erreicht wurden. Insbesondere die Möglichkeit Inhalte rund um die Uhr, an jedem Fleck der Erde abzurufen, bietet die große Chance ein weltweit relevantes Produkt zu schaffen, welches Wissen der Forschungs-, Kultur- und Bildungseinrichtungen, einzelnen Wissenschaftlern sowie Laien bereitgestellt, vernetzt und durch gegenseitigen Austausch weiterentwickelt.

Ansprechpartner

Juliane Winges
Direktionsassistenz, Naturkundemuseum Leipzig
Tel.: 0341 9822119
E-Mail: juliane.winges@leipzig.de

Bewerbungsfrist ist abgelaufen.
Vielen Dank für Ihr Interesse an der Smart City Challenge Leipzig 2023.

Kontakt

Sebastian Graetz
Projektmanager
Koordinator des SCCL

Referat Digitale Stadt
Magazingasse 3
04109 Leipzig

E-Mail: smartcitychallenge@leipzig.de

Organisiert durch: 

In Kooperation mit:

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